Recycling Toilettenpapier

Was schätzen Sie, wie oft gehen Sie zur Toilette? Morgens nach dem Aufstehen, nach dem ersten Kaffee, nach dem Frühstück, nach dem Mittagessen, nach dem zweiten Kaffee, nach dem Abendbrot, vor dem Schlafengehen? So ungefähr ist der Durchschnitt. Mindestens sechsmal am Tag greifen wir zur Klopapierrolle.

Problem: Ziehen wir an der Strippe, ist es weg und nicht mehr für weitere Zwecke zu gebrauchen.
Ein Hoch auf das Recycling Toilettenpapier.

Aus einer durchschnittlichen Tanne können, je nach Holzanteil, 2-3 Millionen Rollen Toilettenpapier hergestellt werden. Klingt erst einmal vielversprechend. ABER: Rechnet man richtig weiter, stellt man fest, dass jedes Jahr mindestens 1500 Bäume allein für den Toilettenpapierverbrauch der Deutschen gefällt werden müssten! Nämlich genau dann, wenn alle Deutschen Toilettenpapier aus Frischzellstoff für ihr tägliches „Geschäft“ verwendeten.

Recycling Toilettenpapier kommt dagegen gänzlich ohne Abholzung aus. Würden sich alle Deutschen für Recycling Toilettenpapier entscheiden, blieben die Urwälder der Erde verschont und unsere Forstplantagen wären entlastet. Weiteres Plus für das Recycling Toilettenpapier: Im Vergleich zu Frischfaserpapier spart es bis zu 60 Prozent Energie und bis zu 70 Prozent Wasser; es verursacht deutlich weniger CO2 und verringert Abfälle sowie Emissionen. Auch die Abwasserbelastung ist zehnmal niedriger als bei der Frischfaserherstellung, da deutlich weniger Chemikalien gebraucht werden.

Laut Statistik kommen pro Jahr 15 Kilogramm Toilettenpapier auf jeden einzelnen von uns. Umgerechnet verbrauchen wir Deutschen also rund 3.000.000.000 Rollen Toilettenpapier im Jahr. Würden wir sie ihrer Länge nach ausrollen und der Kette zu Fuß folgen, müssten wir einen Marathon von 81.000.000 km hinlegen.

 

Altpapier hat in der Po-Ebene keinen guten Ruf: Nicht sauber und nicht weich genug, lautet das übliche Vorurteil. Aber stimmt das auch? „Ganz klar nein“, meint der Blaue Engel. Bekannt als erstes Umweltzeichen der Welt versichert uns die Organisation, dass Recyclingpapier heute oft kaum noch von Frischzellstoffpapier zu unterscheiden ist. Meistens wird das Recyclingpapier zusätzlich noch mit Sauerstoff gebleicht, um einen höheren Weißegrad zu erreichen. Denn viele lassen sich vom Aussehen blenden. Sie glauben, je weißer desto hygienischer.

Recyclingpapier besteht zu 100 % aus Altpapier – so weit so gut, aber wie wird es produziert? Zunächst wird das Altpapier mit Wasser aufgelöst und von Fremdkörpern wie Heftklammern befreit. Dann wird der ganze Papierbrei so stark erhitzt, dass eventuelle Bakterien und Keime abgetötet werden. Um die Druckfarben zu beseitigen, kommt das De-Inking-Verfahren zum Einsatz. Hierbei wird der Papierbrei mit Hilfe von verschiedenen Chemikalien gewaschen. Die herausgelösten Farbpartikel lagern sich an der zugeführten Seife an, werden als Schaum zur Oberfläche getragen und dort vollständig abgesaugt.
Somit sind weder Krankheitserreger noch Farbreste in recyceltem Toilettenpapier vorzufinden.

Die beim De-Inking eingesetzten Säuren und Laugen sind wesentlich harmloser als die in der Zellstoffgewinnung verwendeten Chemikalien. Zum Vergleich: Zur Zellstoffgewinnung von Frischfaserpapier wird Holz benötigt. Denn Holz besteht knapp zur Hälfte aus Zellulosefasern, dem wichtigsten Rohstoff für die Papierherstellung. Was die Zellulosefasern wie ein Kitt zusammenhält, sind Lignin und Hemizellulose. Diese Fasern aus dem Holz herauszulösen ist ein äußerst energie- und wasserintensiver Prozess. Zur Trennung werden lösemittelhaltige Chemikalien eingesetzt. Aus der „reinen“ Zellulose werden nun die sogenannten „holzfreien Papiere“ hergestellt.

 

1857 wurde das erste Hygienepapier in den USA maschinell produziert. Allerdings tränkte man die einzelnen Blätter mit Aloe-Extrakten und verpackte sie in einer Schachtel. Das perforierte Toilettenpapier auf Rollen, wie wir es heute kennen, stellte die britische Scott Paper Company erst 1890 her.

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